Neues vom Bärgsportler

„Also am Freitag nach der Arbeit“ hörte ich meinen Besitzer noch sagen und dann legte er den Hörer auf. Zunächst dachte ich nichts Böses, bis ich am Morgen zusammen mit altem Brot und einem Stück wohl noch älterer Salami in den Rucksack gepackt wurde. Eine olfaktorische Herausforderung! Da blieb ich dann eine ganze Weile. Zwischendurch hörte ich meinen Besitzer schimpfen. Er kam wohl nicht rechtzeitig aus dem Büro und musste sich beeilen, um rechtzeitig zum Bahnhof zu kommen. Es hat aber funktioniert und ich durfte raus aus dem Rucksack. In Holzkirchen stieg Annemie zu und wir fuhren zum Schliersee und von dort im Bus zum Spitzingsattel.

Vom Sattel aus führt ein aufgelassener, aber noch gut begehbarer Steig an den Westhängen der Wilden Fräulein entlang nach Nordost. Und nach einer Stunde standen wir vor der Jägerbauernalm unterhalb des Jägerkamps. Dort gab es viele seltsame Tiere. Eine aufdringliche Ziege, die die Abstandsregeln nicht einhalten wollte, ein rasiertes Alpaka und einen aggressiven Gockel, der sein Territorium verteidigen musste. Nach einer kurzen Pause, die Annemie mit Käsekaufen verbrachte, ging es weiter zum Jägerkamp. Im Südwesten zogen sich dunkle Wolken zusammen, die meinen Besitzer etwas beunruhigten. Der Wetterbericht hatte schließlich vor Gewittern im Tagesverlauf gewarnt. Er faselte etwas von einem Kochtopf, in dem Wasser zum Sieden gebracht wird und irgendwelchen Luftblasen, die irgendwo aufsteigen. Ich habe das nicht verstanden. Jedenfalls folgten Annemie und ich ihm weiter zur benachbarten Aiplspitze und von deren Gipfel nach Norden hinunter nach Geitau. Ein elender Abstieg auf einer nicht enden wollenden Forstautobahn -und dann fuhr uns auch noch der Zug vor der Nase davon. Irgendwann gelangten wir dann doch noch nach Holzkirchen, stiegen in Annemies Auto und fuhren zurück nach Freising. Während der gesamten Tour schien die Sonne. Erst auf der Zugfahrt nach Holzkirchen zogen wieder Wolken auf und etwa ab Ismaning tobte ein heftiges Gewitter mit Starkregen. Wenn uns das auf der Tour erwischt hätte.

Ein schöner Tag. Obwohl die beiden Gipfel als Münchner Hausberge gelten, waren wir fast allein. Vielleicht lag das ja an Corona, dem Umstand, dass es ein Werktag war, dem ausgefallenen Weg oder den Gewittern; die der Wetterbricht angekündigt hatte.

Heute Morgen hörte ich meinen Besitzer heftig jammern. Scheinbar schmerzen ihn die Beine. „Sch… Bärgsport“, glaubte ich zu hören.

Vielleicht habe ich dann nächstes Wochenende mal Pause.

Bleibt gesund und denkt daran, dass die Pflicht eine Mund-Nase-Bedeckung zu tragen, nicht nur im Zug, sondern auch auf dem Bahnsteig gilt. Bei Verstößen könne das Zugpersonal den Übeltäter von der Beförderung ausschließen. Außerdem könne der Verstoß mit einer Geldbuße geahndet werden. Diesen dezenten Hinweis erhielt mein Besitzer von einem Zugbegleiter, der sich daran störte, dass wir drei -mutterseelenallein auf dem Bahnsteig wartend- uns erst beim Betreten des Zuges maskiert hatten.

Ein Vorteil der Mund-Nase-Bedeckung besteht darin, dass das Gegenüber nicht sieht, wenn man ihm die Zunge herausstreckt.

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