Bergwochenende mit Guffert über den Nordanstieg

19./20. Juni 2021. Der Guffert hat es in sich. Wo immer man in den Bergen zwischen Tegernsee und Inntal unterwegs ist, steht er irgendwo im Bild, dieser majestätische Klotz von einem Berg. Und eine anspruchsvolle Bergtour verspricht er auf alle Fälle, egal auf welchem Wege man ihn angeht.

Wir (Christina, Elke, Ulrike, Holger, Tim und Ulrich) wollten dem Guffert diesmal ein ganzes Bergwochenende gönnen und starteten nach der hitzebedingt früh geplanten Anreise mit BOB und Bus in Wildbad Kreuth. Der Weg führte uns über Siebenhütten durch die Wolfsschlucht zur Blaubergalm, wo erstmal eine ordentliche Pause anstand. Weiter ging es dann bei schweißtreibenden Temperaturen über den Kamm der Blauberge bis zur Gufferthütte, auf dem Weg den Guffert und das davor liegende Schneidjoch immer gut im Blick. Die rein Frauen-geführte Gufferthütte hat uns in jeder Hinsicht begeistert, auch mit einem Super Abendessen und tollem Frühstück.

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Glücklicherweise war es am zweiten Tag nicht mehr ganz so heiß wie der Wetterbericht angekündigt hatte. Mit genügend Wasser im Rucksack konnten wir uns dann den Anstieg über die Nordseite des Guffert doch noch vorstellen. Aber vorher waren erst einmal rund 100 Höhenmeter abwärts, dann 300 Höhenmeter aufwärts zum Schneidjochsattel und nochmals 300 Höhenmeter abwärts bis zur Issalm notwendig, bevor wir die 800 Höhenmeter durch die Guffert-Nordwand in Angriff nehmen konnten.

Zum weiteren Weg sei hier aus dem alten Pause-Führer zitiert. Besser kann dann diese Passage nicht beschreiben:
„An den Felsen angelangt, beginnt der schwierigste Teil des Nordanstiegs. Die ersten Meter im Fels verlaufen über ein steil ansteigendes Band, welches mittels Drahtseil und wenigen Eisenstiften gesichert ist. Trotzdem bietet der Steig viel Halt und wäre als Klettersteig vermutlich in der Kategorie B anzusiedeln. Nach etwa 30-40 Höhenmetern werden die Klettereinlagen deutlich seltener. Der Weg durch das schrofige und anfangs mit Latschen durchsetze Gelände ist zwar immer noch steil, auf technisch anspruchsvolle Passagen trifft man nun aber nicht mehr.“

Schließlich erreichen wir den Kamm zwischen Guffertspitze und Guffertstein, von wo wir gemeinsam mit den Wanderern, die vom Süden aufgestiegen sind, nach Westen unseren Weg zum Gipfel fortsetzen. Hier kommen uns Bergsteiger mit Musikinstrumenten auf dem Rücken entgegen, die die Einweihung des am Vortag aufgestellten neuen Gipfelkreuzes musikalisch begleitet haben. Wie wir erfahren, werden Gipfelkreuze weiterhin nicht mit dem Helikopter auf die Gipfel gebracht, sondern nach alter Tradition zu Fuß von den kräftigsten Burschen der Bergdorfjugend. Wir haben großen Respekt vor dieser Leistung, ganz besonders an einem Berg wie dem Guffert.

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Nach dem Abstieg über die Südseite bringt uns der Bus von Steinberg zurück an die Achenpassstraße und weiter nach Tegernsee, wo die BOB Richtung München auf uns wartet. Alles in allem ein tolles, wenn auch anstrengendes Wochenende in den Bergen. Insgesamt waren wir in 12 Stunden Gehzeit 24 km unterwegs, dabei 2300 Höhenmeter im Aufstieg und 2100 im Abstieg. Und das ganz umweltfreundlich ohne Autos, so wie es uns im Panorama auch immer wieder ans Herz gelegt wird. Nicht immer geht das, aber gerne immer öfter.

Ulrich Kias
Fotos: Tim Tonhauser

 

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