Skitourentage im Ahrntal

Skitourentage in Südtirol Kasern im Ahrntal vom 25.02.2022 bis 01.03.2022

Am 25.01.2021 erhielt ich damals die E-Mail von Peter Drissl, dass die Tour wegen Corona abgesagt werden muss, ich stand auf Warteliste. Er teilte mit, dass die Tour auf 2022 verschoben wird, und auch die Teilnehmer, die auf Warteliste standen, ebenfalls mitkommen dürfen, weil sich Sepp Adldinger bereit erklärt hat, ebenfalls als Skitourenführer mitzugehen, ich war happy. Endlich hatte ich es geschafft, auch einmal mit den sonst immer restlos ausgebuchten mehrtägigen Skitourentage an Fasching mitzufahren. Juhu. Das Krönchen für mich setzte dann noch der Zeitraum auf, in dem die Tour stattfinden sollte, konnte ich doch dann meinen 55. Geburtstag in meinen geliebten Bergen feiern dürfen, für mich das allergrößte Geschenk.
Nun war es soweit, 10 Teilnehmer sollten wir sein. Leider hat sich Jens mit Corona angesteckt, so dass er – weil es ihm gesundheitlich noch nicht wieder so richtig gut gegangen ist, kurzfristig abgesagt hat. Schade. So starteten am Freitag um 7 Uhr morgens 9 Skitouren-Aspiranten mit 2 Bussen gen Süden. Diese waren: Peter, Sepp, Diana, Adele, Birgit, Günther, Helmut, Holger und Elke. Ich war mächtig aufgeregt und hatte große Zweifel, ob ich das tägliche Skitourengehen schaffe – so viele Tage hintereinander bin ich noch nie Skitouren gegangen – hatte ich doch selbst erst im Januar Corona und fühlte mich noch nicht wirklich leistungsstark. Ich entschied mich dennoch mitzugehen, weil ich mich ein ganzes Jahr auf diese Tage gefreut hatte … und die Entscheidung war richtig.

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Zügig kamen wir voran, so kamen wir um 12 Uhr am Parkplatz des Speikbodens im Ahrntal an, denn unser Plan war, zunächst zu Pisteln, um uns etwas einzufahren, hatten doch viele von uns schon lange nicht mehr auf Skiern gestanden. Dabei erhielt ich gleich von den beiden Skilehrerinnen Birgit und Adele richtig gute Tipps, jeder von uns musste schließlich die Ski-Fahr-Prüfung bestehen sonst hätten uns Peter und Sepp nicht auf Tour mitgenommen.
Das kleine Skigebiet entsprach unseren Wünschen, der Schnee war gut, die Pisten leer und die Stimmung gut. Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg zu unserem eigentlichen Ziel dem auf 1599 m hochgelegenen Talschlussort Kasern. Wir waren sehr erleichtert, dass wir dort noch genügend Schnee vorfanden, war das Pustertal und vorderes Ahrntal doch schon ganz auf Frühling eingestellt und der Schnee in den mittleren Lagen schon bereits von der Sonne verzehrt.
Die Wetterprognose gefiel uns Allen, nur der Samstag sollte noch etwas unbeständig werden mit etwas Schneefall und wolkig, für Sonntag bis Dienstag war Kaiserwetter gemeldet – yippie.
Wir wurden herzlich bei Igor im Gasthaus Stern aufgenommen und fühlten uns gleich wohl. Er kredenzte uns ein schmackhaftes Südtiroler Abendmenü, sowohl Primi, Secondi und die Dolci waren lecker. So fühlten wir uns gut gerüstet für die Herausforderungen des nächsten Tages.

Samstag 26.02.22
Wir starteten unsere erste Eingehtour, das Ziel sollte der 2336 m hohe Achsel sein. Wir waren glaube ich alle sehr überrascht, wie kalt der Wind sein kann, obwohl es nur 7 Grad Minus hatte.
Tapfer – dem Wind trotzend – zogen wir unsere Spuren zunächst Richtung Tal-Ende, vorbei an der romantischen kleinen Heilig Geist Kirche, dann recht schwenkend in das Windtal. In Höhe der Labesaualm (1757m) kamen uns zwei Prinzessinnen auf Ski entgegen, ein kurzer Plausch mit den beiden Südtiroler Mädels, und weiter ging es mit unserer Tour. Sepp hatte sich der schnelleren Skitourengeher angenommen, ich war in der Gruppe mit Peter, wir zogen unsere Spuren gemütlich, aber stetig. Die erste Gruppe hat ihr Ziel, den 2336 m hohe Achsel bereits erreicht und durfte dort an der am Kreuz aufgehängten Kuhglocke läuten. Für die etwas langsamere Gruppe entschloss Peter wegen eisiger Verhältnisse und starkem Wind auf den letzten Anstieg zu verzichten, so dass wir bei Kälte warteten, bis die Gipfelgruppe wieder bei uns eintraf. Das Wetter besserte sich langsam, so manchen Blick konnte man inzwischen erhaschen, so dass wir bei relativ guter Sicht und wirklich gutem Schnee unsere erste Abfahrt wagen durften. Schön war es.
Am Nachmittag war geplant, Lawinenkunde und den Umgang mit LVS, Sonde und Schaufel zu trainieren um im Fall eines Worstcase auch hilfreich reagieren zu können. Nicht so einfach das Ganze, es verbergen sich viel Tücken im Detail. Es will alles genau überlegt sein, jeder Handgriff muss sitzen, die Gruppe muss Hand in Hand arbeiten. Ein wichtiges Element bei den Skitourentagen, was nicht fehlen darf. Wieder verschüttetes Wissen aufgefrischt beendeten wir nach 4 Stunden unser Lawinentraining und stapften zu unserem Gasthaus zurück. Nach einer warmen Dusche, die sich nach so einem kalten Tag noch genüsslicher anfühlt und einem Saunagang oder auch 2, 3 … wurden wir abermals mit einem köstlichen Abendmahl von unserem Wirt Igor verwöhnt.

Sonntag 27.02.2022
Die Sonne lachte uns ins Gesicht, als wir aufgestanden sind. Heute war mein Geburtstag und mein größter Wunsch war, gesundheitlich fit zu sein, um die Tour mitmachen zu können. Unser Ziel sollte die 2590 m hoch gelegene Lenkjöchlhütte werden. Nach einem üppigen Frühstück – wie jeden Morgen – starteten wir mit gut gefüllten Mägen unsere Tour. Auch heute war es gefühlt bitterkalt, besonders die Hände wollten zu Beginn der Tour so gar keine vernünftige Temperatur erreichen. Die Tour startete direkt am Haus, wir überquerten den Bach und stiegen rechts den Wald hinauf, nach und nach in gemäßigtem Tempo erreichten wir Harscheisen an, Harscheisen aus – etwas eisig war unsere Grundlage im Wald – so langsam an Höhe. Irgendwann ist uns aufgefallen, dass wir uns nicht – wie geplant in Richtung Röttal bewegen, sondern in einem Tal links davon. Wir waren laut Karte in Richtung Pförraspitze / Sattelspitze unterwegs. Es zählt das Draußen sein, das Ziel ist dabei zweitrangig. Im unteren Teil gab es ein paar vom Wind verblasene eisige Stellen zu passieren, auch relativ steil, aber nicht lang. Bei der Querung direkt an einem Baum musste sich so mancher Teilnehmer seiner akrobatischen Künste bedienen, um nicht mit seinem Rucksack daran hängen zu bleiben. Sepp meinte dazu schmunzelnd, so eine kleine Kettensäge in der Ausstattung dabei zu haben, wäre nicht das Dümmste.
Weiter oben war die Steigung sehr moderat, insofern war es ein sehr genüssliches Gehen. Ich war abermals in der Gruppe von Peter, der ein sehr angenehmes Tempo vorgab. Immer tollere Blicke taten sich auf, je höher wir stiegen. Ich habe mich gar nicht satt sehen können, so überwältigend fand ich den Blick sowohl hinauf zum Gipfelkamm, der vor uns lag, als auch zurück. Unterhalb des Gipfelaufbaus endete unsere Tour. An ein Besteigen der wenigen Höhenmeter auf den Gipfel war nicht zu denken, da wir keine Steigeisen dabei hatten. Diese wären erforderlich gewesen, da der Wind den Schnee auf dem Gipfelgrad sicherlich verweht hatte und der Untergrund eisig gewesen wäre. Schade, ich hätte zu meinem Geburtstag gerne einen Gipfel bestiegen. Wir rüsteten unsere Skier zur ersten kleinen Abfahrt, wir hatten uns bereits von oben einen schönen Platz für unsere gemütliche Pause ausgesucht. Dort genossen wir den fantastischen Blick und die wärmende Sonne und aßen dabei unseren Proviant, den Igor für uns gerichtet hatte.
Die Abfahrt war wie erhofft toll, wenngleich es mir viel Kraft gekostet hat bzw. ich ganz deutlich an meine Grenzen gekommen bin mit meinem wegen Corona eingeschränktem Lungenvolumen. Immer wieder musste ich kurz anhalten und verschnaufen, ehe ich zum nächsten Schwung ansetzen konnte. Ich versuchte, die neuen Impulse und Tipps, die ich von den beiden Skilehrer-Mädels Birgit und Adele erhalten hatte, umsetzen, was eher minder gelungen ist.  Macht nichts, muss ich halt noch weiter üben und üben und üben
Am Abend hat uns Igor mit Faschingsdekoration am Tisch überrascht und einem kreativen 5-Gänge Faschings-Menü. Der dritte Gang war natürlich – so wie sich das in Italien gehört – Pasta. Sein
origineller Einfall waren mit Ricotta gefüllte Herznudeln ….. einfach köstlich. Ich glaube, unsere Männer hatten auch Gefallen daran.

Montag 28.02.2022 Skitour zur Lenkjöchlhütte
Am Frühstückstisch eröffnete uns Peter die Botschaft, dass er wegen familiärer Gründe vorzeitig abreisen müsse. Wir bedauerten das sehr und wünschten ihm alles Gute. Er trat seine Heimreise mit Bus und Zug an. Eine völlig neue Situation für uns entstand. Sepp als Guide mit so vielen Teilnehmern? Na die Lösung war nahe, Diana wurde von Sepp zu unserem neuen Ski-Touren-Führer ausgerufen, was sie ganz hervorragend gemacht hat.
Heute war es wieder kalt beim Losgehen, aber nicht mehr so bitterkalt. Es stand die Skitour zur Lenkjöchlhütte an – aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben – . Der erste Teilabschnitt zog sich wie am Vortag durch den Wald, jedoch hielten wir uns diesmal an die Markierung des Sommerweges, die uns rechts aufsteigend Höhe gewinnen ließ. Dann waren wir plötzlich da, im langen Hochtal, dem Röttal. Als wir an der 2190 m hoch gelegenen Rötalm ankamen, bot sich eine gigantische Aussicht auf die vor uns liegende 3496 m hohe Rötspitze und dem wunderschönen Hochtal. Zur rechten Seite konnte man auf die Kleine Löffelspitze 3045 m blicken, der linke Kamm säumte die Sattelspitze 2850 m und die Reinhartspitze 2891 m. Ich kam mir vor wie in Norwegen, spürte diese endlose Weite, gefühlt war das ganze Land in Schnee getaucht. Der Wind wurde kräftiger, es wurde kälter, zügig kamen Wolken von Norden heran. Wir setzten unseren Weg fort, sahen von Weiten die Lenkjöchlhütte wie ein Adlerhorst thronen auf 2590 m. Immer garstiger wurde der Wind, er peitschte den Schnee in unser Gesicht, manchmal musste man sich mit dem Gesicht aus dem Wind drehen, so heftig war es. Wir verloren unser Ziel nicht aus den Augen, das Gelände war sehr moderat, nur etwas leicht ansteigend ging es in das Tal-Ende hinein. Kurz vor der Hütte mussten wir ein paar Mulden durchqueren, dann waren wir angekommen. Eigentlich wollten wir dort unsere Pause machen, jedoch machte uns der Sturm einen Strich durch die Rechnung. Es stürmte so sehr, dass wir nur hastig kurz was tranken, zügig unsere Felle abgenommen haben, und dann rasch diesem windigen Eck den Rücken kehrten. Na ja, der Name Windtal, jenes Tal, was von der anderen Seite heraufkam, machte seinen Namen an diesem Tag alle Ehren. So entschloss Sepp, dass wir den gleichen Weg wieder zurücknehmen würden, den wir heraufgekommen waren und keine Rundtour machen. Alle versuchten wir möglichst rasch aus diesem Windkanal zu kommen. Was das Vorwärtskommen auf dem Rückweg erschwert hat, war jenes lange fast flache Stück, was wir beim Heraufgehen schätzten, so mussten wir immer erneut kräftig schieben. Eine halbe Stunde später war der ganze Spuck vorbei, der kräftige Wind hatte die Wolken wieder aus dem Tal geblasen, der Blick zurück auf die Lenkjöchlhütte bot wieder einen blauen Himmel. Holger meinte, dass wir beim nächsten Buchen der Skitour den Zusatz „windfrei“ mit ankreuzen sollten, das hätten wir wohl in diesem Urlaub vergessen. Verbesserungspotential ist immer da.
Kurz fellten wir auf, um zu einer geeigneten Abfahrtsstelle zu kommen, die wenigen Höhenmeter waren schnell erreicht und so konnten wir einen schönen, wenngleich auch zu Beginn steilen Hang abfahren. Nur das letzte Stück im Wald fand ich persönlich sehr abenteuerlich, wir mussten die Aufstiegsweg zurücknehmen, den Sommerweg, der natürlich sehr schmal war. So mancher Baum hatte dabei Glück, dass ich nicht auf ihn gefahren bin. Heil sind wir alle miteinander unten angekommen.

Dienstag 01.03.22
Da der Dienstag auch unser Abreisetag war, musste es eine kurze Tour werden, deshalb entschied Sepp, dass wir wieder Richtung Röttal aufbrechen, um dann Richtung Kleiner Löffelspitze 30415 m so lange weiter zu gehen, bis uns die Zeit zum Umkehren drängen würde. Gesagt, getan. So nahmen wir den uns inzwischen vertrauten Weg und kamen dann an der Rötalm 2190 m an. Wir spürten deutlich den Unterschied zum Vortag, wie angenehm es doch war, wenn der Wind nicht so tobte. Nach einer kurzen Trinkpause ging es in Richtung Kleiner Löffelspitze weiter, relativ schnell ermahnte uns jedoch dann die Zeit zur Umkehr. Igor hatte uns nämlich versprochen, uns ein paar leckere Nudeln vorzubereiten, wenn wir bis spätestens 13.30 Uhr zurück sein würden, das war natürlich ein großes Lockmittel. So machten wir uns auf den Rückweg, fuhren erneut den uns bekannten Hang hinunter, die Bäume haben wir nicht „berührt“, worüber sie sicherlich froh waren. Auf der Sonnen-Terrasse des Gasthofes Stern genossen wir die wärmenden schon kräftigen Strahlen der Frühlings-Sonne, genossen dann noch unsere Pasta und rüsteten uns zur Abreise. Erfüllt von 5 Tagen setzten wir unsere Heimfahrt an. Bei mir kam Wehmut auf. Für mich war es etwas Besonderes, in dieser Gegend, wo ich als junges Mädel viele Jahre mit meinen Eltern Urlaub verbrachte, die Landschaft im Winterkleid kennenzulernen und sie auf eine ganz andere Art zu erfahren. Es ist spannend, als einziger „Neuzugang“ in eine gewachsene, seit vielen Jahren bestehenden Gruppe hinein zu schnuppern. Ich bedanke mich für die Aufnahme in der Gruppe und freue mich auf das nächste Jahr

Schee war`s.
Bericht von Elke Schmitt

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