Skitouren-Wochenende auf der U-Alm bei Imst

Spannend war`s, unser Skitourenwochenende vom 06.03. bis 08.03.20,  soviel kann ich sagen.

Ich als neuangemeldetes Mitglied beim DAV Freising hatte mich vor längerem für diese Skitour angemeldet und stand auf der Warteliste. Als dann Josef mich am Mo anrief und mich fragte, ob ich mitkommen wolle, habe ich sofort zugesagt, obwohl er mich gleich „vorgewarnt“ hat, dass es nur Jungs sind, die sich angemeldet hatten. Meine Vorfreude stieg, wenngleich auch meine Aufregung. Am Freitag 06.03.2020 ging es – wenn auch etwas verspätet – los . Bei der Hinfahrt wurde mir gleich klar, dass meine Mitstreiter kernige Jungs sind, die nicht zum ersten Mal zu Bergabenteuer aufgebrochen waren. Die Ankunft auf der U-Alm – alles andere als eine Alm – eher eine Luxus- Hütte mit Wohlfühlcharakter hat mir gleich ein angenehmes dort Willkommen Sein vermittelt, in der Zeit sich dort wohl zu fühlen, war vorprogrammiert, ein gut ausgesuchtes Quartier.

Gleich am Nachmittag starteten wir los in Richtung Muttekopfhütte, (500 HM Aufstieg), wo wir dort in der Nähe eine Lektion von Josef erhielten über Lawinenkunde, dem Umgang mit dem LVS-Gerät, dem Sondieren und dem Verhalten bei einem Ernstfall. Für die Jungs war es eine Auffrischung Ihres Wissens, für mich – einem Newcomer was Skitouren auf einen „richtigen Berg“ anbelangt – war das alles Neuland. Wie, die Sonde muss man werfen und nicht wie eine Zeltstange zusammensetzen 😊 … ah, die Sonde muss man im 45 Grad Winkel in den Schnee einführen und das Schaufeln immer von unten ansetzen. Dinge, die wichtig sind beim Worstcase. DANKE dafür.  Nach erfolgreichem Training haben wir unsere erste kleine Abfahrt zur U-Alm gemacht und uns fürstlich dort bewirten lassen, der eine oder andere Tropfen Alkohol soll dabei auch geflossen sein.

Am nächsten Tag (Samstag) war der Himmel schwer Wolken verhangen, als wir starteten. Mir ist das Herz in die Hosentasche gerutscht, bei der Vorstellung – bei dieser schlechten Sicht, wieder hinunter fahren zu müssen. Es hatte in der Nacht noch mal frisch geschneit, wir hatten Pulverschnee. Josef hat gespurt und musste sich dabei kräftig anstrengen, um uns eine gute Skispur zu präsentieren. Unser Ziel war der Scharnitzköpfe (1000 HM). Bei Schneefall, manchmal nur leicht, manchmal stärker stapften wir in Richtung Muttekopfhütte um sie unterhalb zu queeren, rechtshaltend stiegen wir – zunächst sanft ansteigend, dann später steil zum Scharnitzsattel (2440 Meter Höhe) hoch. Die Sicht wurde besser, so dass wir auch jetzt in Richtung Hahntenjoch blicken konnten. Hier machten wir Brotzeit. Ich staunte nicht schlecht, als die Jungs 1 kühles Bier hervorzogen, schließlich bräuchten Sie eine Motivation, um den Berg rauf zu steigen, rechtfertigten sie ihren Bierkonsum am Berg 😊 Wir haben hier abgefellt und wollten zu Fuß auf die Scharnitzköpfe. Nach wenigen Metern mussten wir feststellen, dass zum Überwinden einer kleinen Felssteilstelle ein Steigeisen notwendig wäre, um dieses Hinterniss zu bewältigen, weshalb wir abgebrochen haben und auf den Gipfel verzichtet haben. In genialem Powder-Schnee ging es dann wieder zurück bis in Höhe Mutte-Kopf-Hütte, wo sich ein Teil der Truppe noch mal aufgemacht hat, um noch etwas taleinwärts aufzusteigen und der andere Teil der Truppe sich bereits in Richtung U-Alm aufgemacht hat. Am Abend wurden wir abermals vorzüglich verköstigt und der eine oder andere Tropfen Alkohol floss dabei. 😊

Sonntag: die Königstour stand an. Endlich durfte ich einen richtigen Berg im Winter mit Skiern erklimmen, 2700 Meter hoch, den Muttekopf, 1000 HM Aufstieg, den ich das Jahr zuvor im Sommer schon einmal erwandert habe, was für ein Zufall. Es war schön zu sehen, wie die Landschaft – die ich vom Sommer her kannte – sich in ein Wintermärchen verwandelt hatte und wie still und einsam es dort Oben sein kann. Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir. Zunächst bewältigten wir 300 HM spielerisch in wenigen Minuten – der Grund: wir nutzten die Sesselbahn 😊. Von dort Oben bot sich bereits ein traumhafter Weitblick, doch von dort sollte unsere Tour erst starten. In schnell ansteigenden Kehren, einer bereits vorgegebenen Route von vorangegangenen Skitourengehern erklommen wir den ersten Sattel. Schnell habe ich bemerkt, dass meine Spitzkehren-Technik, speziell in steilerem Gelände, noch nicht ganz ausgereift war. Ich wurde – ein Kompliment an die Jungs – mit Tipps und Tricks unterstützt, dass es so langsam besser wurde. Manchmal, wenn das Gelände so 35 Grad Neigung hatte, dachte ich mir, ups, jetzt bloß keinen Fehler in der Kehre machen, sonst geht mit Dir die Post ab. Überwältigt von den schönen Eindrücken  und dem dringenden Wunsch diese digital festzuhalten, bin ich auch des Öfteren mal stehen geblieben, was der Gruppe nicht gefallen hat, ich wurde dann zum zügigen Weitergehen ermahnt 😊 Als wir den Kamm erreicht hatten, wo auch im Sommer der Wanderweg sich entlang schlängelt, passierten wir eine etwas heikle Stelle am Drahtseil, wir mussten dabei die Ski abschnallen und tragen, bei der Josef glücklicherweise mir mit den Skiern zur Hand ging und sie mir kurzzeitig getragen hat.  Besser war`s. Wenige Zeit später standen wir an dem Punkt unserer ersten Abfahrt des Tages. Huijuhijhuhij war das steil. Souverän hat uns Josef angewiesen, wie wir zu fahren hatten und so stürzte sich jeder nach und nach in die Tiefe 😊. Unten angelangt machten wir eine kurze Vesperpause und dann ging es wieder bergaufwärts zum Muttekopf. 25 Spitzkehren zählte unser Guide und sagte, jetzt könne ich die Spitzkehrtechnik ja schön üben 😊. Während des Gehens löste sich am gegenüberliegenden Hang eine kleiner Rolllawine, die wir mit Vorsicht beobachteten. Ich kämpfte, das Gelände wurde gefühlt immer steiler, der Schnee wegen der Sonne pappig. Ich wurde immer langsamer, aber beständig setzte ich Schritt um Schritt, ich war überwältigt von dem Anblick der Wechte, als ich den Kamm des Muttekopfes erreicht hatte. Jetzt waren es nur noch wenige Höhenmeter, bei denen man den Schnee suchen musste, er war verblasen vom Wind. Glücklich und unheimlich zufrieden genoss ich dann die Rundumsicht am Gipfel. Nach einer stärkenden Brotzeit machten wir uns dann auf den Weg zur Abfahrtsstelle, wir querten den Berg Nordost und passierten noch einmal eine kleine heikle Stelle und standen dann vor der Ostabfahrt des Muttekopfes. Wieder so steil, aber diesmal noch gehaltvoller, weil der Schnee inzwischen schwer und fest war, so dass es – ich glaube für Alle – eine kräftezehrende Abfahrt war. Auch hier hat uns Josef immer genau Regieanweisungen gegeben, wie wir zu fahren hatten, nämlich zügig aus Engstellen herausfahren.  Immer wieder sammelten wir uns und es wurde eine kurze Lage-Besprechung gemacht, wie wir weiterfahren. Stück um Stück verloren wir an Höhe und kamen alle wohlversehrt an der U-Alm wieder an. Die anschließende Auto-Rückfahrt zog sich gefühlt endlos dahin, doppelt so lang wie die Hinfahrt.

Heil sind wir alle wieder in Freising angekommen, was das Wichtigste ist. Ein für mich unvergessliches spannendes und aufregendes Wochenende ging zu Ende. Noch mehr dankbar bin ich dafür, dass wir im Zeitalter des Coronavirus noch in den Genuss kamen, nach Österreich reisen zu dürfen und auf einer Hütte bleiben zu können, was ja jetzt nicht mehr möglich ist. Hoffen wir, dass sich das Virus zügig verabschiedet.

 

Suche
Archiv