Schneerosen ohne Tour

Statt gemeinsam mit Euch zu den Schneerosen zu wandern, begebe ich mich nun allein auf den Weg: in mein Bilderarchiv. So gibt es jetzt doch Schneerosen, allerdings von 2011 und nicht von den Kufsteiner Hausbergen, sondern vom Pendling gegenüber. Schneerosen wachsen unter anderem in alpinen Buchen- und Kiefernwäldern bis in eine Höhenlage von 1900 Meter. Die Schneerose ist hierzulande nur in Bayern heimisch.

Frühlingsanfang, aber für die Schneerose ist bereits Ende der Saison,  denn die Hauptblütenphase liegt zwischen Februar und Anfang April. Damit dient sie als wichtige und frühe Nahrungsquelle vor allem für Bienen, Hummeln und Falter. Weiße Blüte – weißer Schnee: finden da Insekten die Blüte überhaupt?  Nun, für Bienen und Hummeln ist die Blüte nicht weiß. Sie sind uv-sichtig, und können von daher Markierungen der duftendenen, uv-absorbierenden Nektarblätter erkennen. Was uns verborgen bleibt, weil wir ein anderen Spektralbereich sehen. Dafür sehen Bienen und Hummeln kein Rot.

Bleiben wir beim Weiß: Schneerose ist nicht der einziger Name der Pflanze. Christrose oder Schwarze Nieswurz wird sie auch häufig genannt, botanisch: Helleborus niger.

Den meisten dürfte sie als Christrose bekannt sein. Sie galt wegen ihrer winterlichen Blüte zur „Heiligen Zeit“ (= Christfest) als heilig. Man schrieb ihr besondere Kräfte zu, z.B. böse Geister auszutreiben bzw. die Pest zu heilen.
Besondere Kräfte hat sie auch im Bezug auf ihre Inhaltsstoffe. Stark giftig sind die enthaltenenen Saponine und Protoanemonin. Das intensiv bittere Diglykosid Helleborin aus der Digitalisgruppe ist sehr herzwirksam. Dennoch: Drei Tropfen machen rot, zehn Tropfen machen tot, heißt es in der Volksmedizin. Bei Vergiftungen treten Schwindel, Schluckbeschwerden, Durchfall und schließlich ein Kreislaufzusammenbruch auf. Die Giftwirkung war schon im Altertum bekannt:  der Name Helleborus stammt vom griechischen Wort helein (= töten). So wird berichtet, dass Solon im Jahre 600 v. Chr. als Kriegslist einen Bach mit zerkleinerten Helleborus-Rhizomen vergiftete und damit den Feind, der aus dem Bach trank, kampfunfähig machte. Die in Wein gekochte Wurzel galt als verlässliches Mittel gegen Geisteskrankheiten. Von den heute noch in der Volksheilkunde angegebenen Verwendungen ist wegen des hohen Giftgehalts jedoch abzuraten.

Der zweite Teil des Namens niger steht für schwarz. Schwarz? Bei weißer Blüte?!? Der gemeine Botaniker betrachtete die Pflanze ganzheitlich, also mit Stumpf und Stiel, und die Schneerose besitzt ein schwarzes Rhizom und schwarze Wurzeln. Das gepulverte Rhizom verursacht heftiges Niesen, war Bestandteil des „Schneeberger Schnupftabaks“.

Noch ein paar Details zur Pflanze: die wintergrünen Blätter brauchen die Schneeabdeckung als Forstschutz. Nach der Bestäubung und mit dem Verblühen vergrünt der Blütenstand zunehmend und kann damit die Photosyntheseleistung übernehmen, die den alten absterbenden  Laubblättern nicht mehr möglich ist. Erst nach der Reife der Früchte wachsen neue Laubblätter heran. Die Samen werden durch das fettreiche Anhängsel vor allem durch Ameisen ausgebreitet. Aber auch Schnecken tragen zur Ausbreitung bei.

Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr, die Schneerose gemeinsam unter die Lupe zu nehmen.

Katrin Kell

Quellen: Wikipedia, DAV-Broschüre Pflanzengeschichten, www.imagingtheinvisible.com

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