Mit allen Walser Wassern gewaschen…….

…und mit Sonnenschein belohnt
Auf den Spuren der Walser im Gebiet des Kleinwalsertals 17.-19.07.2021

An den beiden Tagen vor unserem Aufbruch ins Kleinwalsertal gab es noch Mails, WA-Nachrichten und Telefonate hin und her sowie den Austausch von Wetterprognosen. Absagen, stornieren?… Schließlich hat der Optimismus gesiegt, als für den ersten Tag erst ab spätem Nachmittag stärkerer Regen angesagt wurde sowie für den zweiten Tag nach Regen Auflockerungen ab Nachmittag. Für den dritten Tag wurde durchwegs ungetrübte Sonne vorhergesagt. Elisabeth, Silvia, Ulrich K. und Ulrich L. sind erfreulicherweise alle dabeigeblieben und haben sich wetterfest gerüstet.

Im warmen Sonnenschein trafen wir uns am Samstag früh am Bahnhof in Freising. Als in München der Zugteil nach Oberstdorf fehlte, haben wir uns noch ein bisschen über die zu erwartende Verspätung geärgert. Das fanden wir nicht mehr so schlimm, als es während der Zugfahrt im Oberallgäu kräftig anfing zu regnen. So nutzten wir die ungeplante Wartezeit in Immenstadt zur ersten Kaffeepause. Mit einem späteren Zug und dem sehr gut organisierten Walserbus ab Oberstdorf erreichten wir schließlich eine Stunde später als vorgesehen unseren Ausgangspunkt „Unterwestegg“ im Kleinwalsertal. Die Bushaltestelle hat ein Wartehäuschen. So konnten wir im Trockenen zum ersten Mal unsere Regenhosen anziehen… Unsere gute Laune hat das nicht getrübt. Das erste Ziel war unsere Unterkunft im „Mahdtalhaus“ der Sektion Stuttgart. Auf dem Weg dahin in den Schwendetobel und weiter am mäandernden Schwarzwasserbach entlang durften wir schon mehrere Wasserfälle mit unglaublich viel Wasser bestaunen. Am Mahdtalhaus wurden wir vom sehr netten Hüttenwart Thomas in Empfang genommen und konnten uns mit herzhaften Suppen aufwärmen und ein bisschen trocknen. Am Nachmittag überraschte uns der Weiterweg am Schwarzwasserbach hinauf noch mit einer Naturbrücke aus Fels, unzähligen weiteren Wasserfällen und tosenden Wassermassen. Wir trafen auf einen Platz mit Informationstafel über das „Walser Wasser“, das Trinkwasserqualität hat, wie wir hier erfuhren. Dieses Wasser aus allen Richtungen sollte uns noch bis zum Abend des zweiten Tages begleiten…😉 Unsere Wanderung am ersten Tag blieb unter der Nebelgrenze und führte uns mit der Oberen Zaferna Alpe noch zu einer alten Walser-Alpe und mit großen Kuchenstücken gestärkt zurück ins Tal zur Kirche von Mittelberg. Hier gibt es sehr gut erhaltene Fresken aus dem 15. Jahrhundert zu bewundern.

Es folgte ein gemütlicher Abend im Mahdtalhaus, nach langer Zeit einmal wieder mit selbstgemachter Musik! Uli L. nahm mit Gitarre und kräftiger Chorstimme die Sache dankenswerterweise gekonnt in die Hand und wurde von uns allen, besonders auch von Li als weiterer Chorsängerin, begeistert nach besten Kräften unterstützt. Nachts plätscherte der Regen unaufhörlich. So auch noch am nächsten Morgen… Die Wetterprognose hatte sich verschlechtert: ergiebiger Regen bis zum nächsten Abend… Wir hatten uns vor dem Schlafengehen schon auf ein gemütliches Frühstück verständigt. An mögliche Tourvarianten war nicht mehr zu denken.

In einer Nieselpause brachen wir zur Bushaltestelle Egg auf und nahmen den Bus nach Baad, unserem heutigen Ausgangspunkt für die Wanderung auf den Spuren der Walser über das Bärgunttal und den Hochalppass zur Widdersteinhütte. Vom Widderstein war nichts zu sehen, aber Wasser überall. Bei der Hütte auf der Bärguntalpe, die bereits vor der Einwanderung der Walser Anfang des 14. Jahrhunderts als Alpe bewirtschaftet wurde, legten wir eine Trockenpause ein und ließen uns diverse Köstlichkeiten schmecken. Der weitere Weg hielt manch „spannende“ Bachüberquerung für uns bereit. Die Stimmung wurde euphorisch, als wir im Nebel den Hochalppass erreichten. Schließlich kamen wir auf dem Weg über den Seekopf bei der Widdersteinhütte an, die hoch oben über dem Hochtannbergpass auf einer natürlichen Aussichtsterrasse liegt. Wir entdeckten sie erst kurz davor im Nebel. An diesem Abend streckten wir uns schon früh auf unseren Matratzen aus… Aber zuvor erlebten wir im letzten Tageslicht, wie sich nach und nach der Nebel verzog und Blicke ins Tal zum Hochtannbergpass freigab. Der Wetterbericht für den dritten Tag sollte zutreffen…

Um 7 Uhr waren wir bei strahlendem Sonnenschein die ersten beim Frühstück. Während wir anschließend draußen vor der Hütte die fantastische, bis dahin noch verborgene Aussicht genossen, hat Ulrich Kias den Hüttenwirt zum Aufstieg auf den Hüttengipfel, das Leopoldshörnle, interviewt. Den Abstecher zum aussichtsreichen Sattel bzw. zum Gipfel mit Kraxelei gönnten wir uns noch vor dem weiteren Weg über den Gemstelpass, der ebenso wie der Hochalppass von den Walsern zur Ansiedlung im Kleinwalsertal genutzt wurde. Von dort ging es abwechslungsreich im schönsten Sonnenschein mit Stopp auf der Oberen Gemstelalpe aus dem 17. Jahrhundert durch das Gemsteltal zurück nach Bödmen. Dort gibt es nochmals einige prächtige alte Walserhäuser zu sehen. Beim Italiener ließen wir die Tour ausklingen. Dann stiegen wir direkt vor der Terrasse in den Bus nach Oberstdorf. Nach einer sehr entspannten und erholsamen Zugfahrt kamen wir am frühen Montagabend (bei Sonnenschein) nach Freising zurück.

Und hier Stimmen zu unserer Tour:

Elisabeth „Li“ schreibt:

„Müsste ich unsere 3-tägige Tour ins und im Kleinwalsertal mit einem Satz oder Halbsatz charakterisieren, dann würde er lauten: Wasser von oben und (von) unten.

Viele Stunden waren wir im Regen unterwegs, aber die gute Laune hat uns nicht verlassen. Wir haben unzählige Wasserfälle bestaunt, Bäche und Flüsse überquert: Breitach, Schwarzwasserbach, Bärguntbach, Gemstelbach – und das auf Brücken, die den historischen Walserbrücken nachempfunden waren, sowie auf verwegenen modernen Konstruktionen. Wir sind auf dem Weg Richtung Widderstein über Bäche balanciert, gehüpft, gestolpert, aber nicht gefallen! Es waren zu viele um sie zu zählen. Belohnt wurden wir mit der imposanten Felslandschaft von Großem Widderstein, Kleinem Widderstein und Seekopf vor unserer Nase, als wir am Montag bei strahlendem Sonnenschein auf der Widdersteinhütte aufgewacht sind.

Bemerkenswert sind auch die vielen Almen für Genießer österreichischer Mehlspeisen und Lebensart: Obere Gemstelalpe, Hintere Gemstelalpe, Gemstel-Schönesbodenalpe … und  toll war es, dank dem versierten Gitarristen unserer Crew, mal wieder einen Abend lang aus voller Kehle zu singen .Das nächste Mal dann im Kleinwalsertal bei Sonnenschein. Es lohnt sich.“

 

Silvia schreibt:

„ … Auch toll, dass du trotz schlechter Wetterprognose nicht abgesagt hast. Für mich war es schon ein ‚Mikroabenteuer‘, wie ja jetzt in Coronazeiten immer empfohlen. Wir waren auch eine harmonische Gruppe zu fünft und unser Song-Abend mit Ulrichs gekonnter Gitarrenbegleitung für mich unvergesslich!
‚Wasser überwindet Hindernisse, wenn es sich sammelt!!!‘
Gerne mal wieder“

Uli L. sagte:

„Auch wenn es viel geregnet hat: Es hat mir sehr viel Spaß gemacht!“

Ulrich K. schreibt:

„Der Wetterbericht ließ schlimmes vermuten, womöglich tagelanges Wandern im strömenden Regen. Trotzdem haben wir uns getraut aufzubrechen und erlebten neben länger anhaltendem Regen am zweiten Tag auch eine Reihe von lohnenswerten Eindrücken.

1) Das Tal der 1000 Wasserfälle: wir haben sie nicht gezählt, aber es waren wirklich viele. Dauernd kam ein neuer Wasserfall in den Blick, einer spektakulärer als der andere.

2) Hüttenmusik: lange war ja das Singen in Coronazeiten tabu. Umso erfreulicher, dass wir mit Ulrich Landes einen talentierten Gitarristen und Sänger dabeihatten und so der Abend auf der Hütte im Fluge verging. Nicht nur wir hatten großen Spaß, sondern auch andere auf der Hütte, die in den Gesang einstimmten.

3) Doch noch ein Gipfel: den Widderstein mussten wir ja … links liegen lassen. Umso erfreulicher unsere spontane Entscheidung am dritten, nun wirklich traumhaft sonnigen Tag, das nur weglos zu erreichende Leopoldshörnle von der Widdersteinhütte aus zu erklimmen. Luftige Kletterei im Gipfelaufbau erfreute unser Bergsteigerherz, bevor es durchs Gemsteltal zurück nach Mittelberg ging. Allerdings nicht ohne der ältesten Alm im Tal, der Oberen Gemstelalpe, noch einen Besuch abzustatten.“

Den sonnigen dritten Tag hatten wir uns redlich verdient… Respekt gebührt allen Mitgliedern unserer Gruppe für die unerschütterlich gute Laune, die durch Regen nicht getrübt werden konnte! Auch mental war diese Gruppe einfach spitze! Zu erwähnen sind außerdem die vielfältigen Beiträge aller zum gemeinsamen Erlebnis und Gruppenzusammenhalt. Es hat mir mit Euch sehr viel Spaß gemacht, und ich freue mich auf ein andermal!

Andrea Liebl

Fotos: Ulrich Landes, Andrea Liebl, Elisabeth Melzer, Silvia Thaller

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