Kraut des Monats (8)

Augentrost (Euphrasia officinalis)

Wer nicht genau hinschaut, hat den Augentrost schnell übersehen, denn die kleine Pflanze wird im besten Fall 25 cm hoch, bleibt aber meistens kleiner und geht mit ihren zarten weißen Blüten meist in der Wiese unter. Das ist schon ein bisschen ironisch, denn ausgerechnet das kleine Kraut, das so oft übersehen wird, hilft ausgezeichnet gegen alle möglichen Augenleiden, zumindest laut Volksheilkunde. Dort wird er seit dem Mittelalter z. B. bei Augenschwäche, Gerstenkörnern und Entzündungen von Bindehaut und Augenliedern eingesetzt. Früher glaubte man, dass schon ein Säckchen mit Augentrost, das man auf der Brust trug, gegen Augenleiden schützen könne. Auf der sicheren Seite ist man aber, wenn man einen Umschlag mit dem Tee aus dem Kraut auf die betroffene Stelle legt.

Dass der Augentrost bei Augenleiden hilft, kann man ihm sogar ansehen. Wer von vorne in die Blüte hineinschaut, erkennt mit etwas Fantasie tatsächlich ein Auge.

Der Augentrost wächst besonders gern auf mageren Wiesen und Weiden und ist in Gebirgslagen häufig zu finden. Dort ist er aber trotz seiner Heilwirkung nicht immer gern gesehen, wie die wenig freundlichen Bezeichnungen Wiesenwolf und Milchdieb verraten. Der Grund ist der: Der Augentrost ist ein Halbschmarotzer, das heißt, er dockt an den Wurzeln der Gräser an und entzieht ihnen Wasser und Nährstoffe. Wo es viel Augentrost gibt, wächst das Gras schlechter, die Kühe finden weniger zu fressen und geben weniger Milch.

Der Augentrost ist eine der Pflanzen, bei denen man es mit der Bestimmung nicht so genau nehmen sollte, wenn man kein Botaniker ist. Es gibt über 20 verschiedene Arten, die sich manchmal auch untereinander kreuzen. Heilwirkung haben sie aber alle.

Der Augentrost ist sogar als Wetterorakel geeignet. Wenn er besonders reichlich blüht, soll ein strenger Winter folgen. Außerdem soll auf Flächen, wo Augentrost wächst, der Blitz häufiger einschlagen.

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