Kraut des Monats (7/25)

Feuerlilie (Lilium bulbiferum)

Der Rehleitenkopf im Mangfallgebirge ist nicht der bekannteste und mit 1338 m sicher auch nicht der höchste Gipfel der Alpen, eine Besteigung ist er aber trotzdem wert, denn auf seinem Gipfel findet man mit ziemlicher Sicherheit eine ganz besondere Pflanze: Die Feuerlilie.

Ihrem Namen macht diese Blume wirklich alle Ehre, denn ihre Blüten, die zu mehreren an einem einzelnen, bis zu 1,2 m langen Stängel wachsen und von Mai bis Juli blühen, sind leuchtend orange bis feuerrot. Während andere Lilien meist einen intensiven Duft verströmen, ist die Feuerlilie komplett geruchlos. Bestäubt wird sie von Tagfaltern, die mit ihrem Rüssel den Nektar aus den Blüten holen. Zusätzlich hat die Feuerlilie aber auch an den Laubblättern kleine Nektargefäße, mit denen sie Ameisen anlockt. Der Grund dafür ist nicht mit Sicherheit bekannt, aber möglicherweise helfen die Ameisen bei der Abwehr von Fraßfeinden. Außer durch Samen vermehrt sich die Feuerlilie außerdem durch sogenannte Bulben, also Brutknöllchen, die sich in den Blattachseln zu kleinen Zwiebelchen entwickeln, abfallen und dann auskeimen (daher auch der lateinische Name Bulbiferum, der nichts anderes heißt als „Bulben tragend“)

Die Feuerlilie kommt auf Bergwiesen, Schuttfluren und an sonnigen Wald- und Gebüschrändern in den Gebrigen Süd- und Mitteleuropas vor, wo sie bis in Höhenlagen von 2400 m klettert. Sie bevorzugt Kalkböden, gibt sich aber auch mit leicht sauren Standorten zufrieden. Sogar im Flachland kann man Feuerlilien auf Äckern sogar bis nach Norddeutschland und in die Niederlande finden. Allerdings sind sich die Botaniker nicht einig darüber, ob es sich dabei wirklich um natürliche Vorkommen handelt oder die Pflanzen dort eingeschleppt wurden.

Die Feuerlilie gilt zwar als am weitesten verbreitete Wildlilie Europas, aber das bedeutet nicht, dass sie besonders häufig ist. In Bayern sind ihre Bestände verstreut und bestehen oft nur aus wenigen Pflanzen. Weil sie sehr empfindlich gegen Rückschnitte ist, hat sie auf bewirtschafteten, regelmäßig gemähten Wiesen einen schweren Stand. In Bayern ist sie deshalb streng geschützt. Doch keine Sorge, Gartenfreunde können sich die Feuerlilie heute problemlos über spezialisierte Gärtnereien in den eigenen Garten holen.

Pflanzen aus dem Garten kann man dann auch bedenkenlos für ein Sonnwendbüschl pflücken, das zum Schutz gegen Unwetter ins Johannisfeuer geworfen wird. Diesem Brauch verdankt die Feuerlilie auch ihren Zweitnamen Donnerblume. Für Freunde des gepflegten Volks- und Aberglaubens ein Warnhinweis: So schön die leuchtend roten Blüten auch sein mögen, sollte man auf eine Verwendung im Blumenstrauß lieber verzichten, denn der Feuerlilie wird nachgesagt, dass sie Blitze anziehen soll. Also bitte nicht ins Haus tragen und den Rehleitenkopf bei Gewitter unbedingt meiden!!!

Text: Annemie Kastlmeier
Bilder: Pixabay, Annemie Kastlmeier

 

 

 

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