NEU: Kraut des Monats (6)

Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)

Wer Harry Potter gelesen hat, erinnert sich vielleicht noch an die Frage, die Professor Snape in der ersten Zaubertrankstunde stellt: „Was ist der Unterschied zwischen Eisenhut und Wolfswurz?“ Man muss kein Zauberer sein, um diese Frage zu beantworten, ein bisschen Ahnung von Botanik reicht da schon. Eisenhut und Wolfswurz sind zwei Namen für ein und dieselbe Pflanze, die nebenbei auch noch eine der giftigsten Pflanzen ist, die man in Europa finden kann. Dass sie in der Harry-Potter-Welt im „Trank der lebenden Toten“ verwendet wird, ist also gar nicht abwegig.

Der Name Eisenhut kommt von den blauen Blüten, deren Form einem Helm recht ähnlichsieht. Wolfswurz wird er genannt, weil man die Pflanze früher benutz hat, um Wölfe zu vergiften.

Der Eisenhut wächst besonders gern auf kühlen, feuchten Standorten, z. B. an Bachläufen oder auf sumpfigen Wiesen. Sein natürliches Verbreitungsgebiet liegt in den europäischen Gebirgen. Manchmal findet man auch Eisenhüte in freier Wildbahn, die sich aus den benachbarten Gärten heraus verbreitet haben. Trotz seiner Giftigkeit wird er nämlich gerne als Zierpflanze verwendet. Man kann es den Gartenbesitzern nicht verdenken, denn hübsch ist er schon, der Eisenhut, mit seinen tiefblauen Blüten, die rund um den Stängel bis zu 1,5 m in die Höhe ragen und bis in den Spätsommer hinein blühen.

Bei der Bestäubung setzt der Eisenhut ausschließlich auf Hummeln. Sie sind als einzige kräftig genug, die beiden Hälften des fest geschlossenen Helms auseinanderzudrücken und an den darin liegenden Pollen zu kommen.

Verwendet wurde der Eisenhut auch früher hauptsächlich als Pfeilgift und Mordinstrument. Er soll außerdem eine Zutat der berühm-berüchtigten Flugsalbe gewesen sein, mit der sich Hexen in einen Rausch versetzten. Medizinisch wagte man sich sehr selten an die Pflanze heran und auch dann nur zur äußerlichen Anwendung. Zum Beispiel sollte die Wurzel, wenn sie bei abnehmendem Mond ausgegraben und auf der nackten Haut getragen wurde, die Augen stärken. Von Nachahmung wird abgeraten, denn schon längerer Hautkontakt mit einem Teil der Pflanze reicht, um Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Wer beim Spazierengehen einen Eisenhut pflückt und ihn auch nur für eine viertel Stunde in der Hand mit sich trägt, kann damit rechnen, dass sich anschließend der ganze Arm taub anfühlt. Also lieber die Finger weg und die schönen blauen Blüten nur optisch genießen! Den Trank der lebenden Toten sollte man lieber ausgebildeten Zauberern überlassen.

Text und Bildauswahl: Annemarie Kastlmeier

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