Gummibärlipflanze (Haribo setzbergiana)
Dieses seltsame, aber wohlschmeckende Gewächs war in meiner Kindheit im Gebiet von Setzberg und Risserkogel recht oft zu finden, scheint aber seit längerer Zeit zumindest in diesem Gebiet im Verschwinden begriffen.
Die Pflanze, deren Früchte eine fast gallertartige Konsistenz aufweisen und angenehm süß schmecken, wächst bevorzugt am Rand von Wanderwegen. Erfahrungsgemäß ist ihre Häufigkeit abhängig von der Nähe zum Gipfel und der Lautstärke des Jammerns bergsteigender Kinder. Die Früchte treten in verschiedenen Farben auf, die von weiß über gelb und orange bis zu verschiedenen Rottönen reichen. Ob es sich bei grünen Exemplaren um unreife Früchte oder um eine eigene Farbvariante handelt, ist noch nicht bekannt, auch nicht, ob die unterschiedliche Färbung eine Folge natürlicher Selektion oder unterschiedlicher Standorte ist.
Trotz ihrer auffälligen Erscheinung finden sich in der Fachliteratur keinerlei Hinweise auf die Gummibärlipflanze. Auch in der Volksheilkunde gibt es keine Hinweise auf ihre Verwendung. Lediglich eine fast vergessene Sage der Gebirgsbewohner berichtet von einer blondgelockten Männergestalt, die Kinder mit den süßen Früchten beschenkt- und Erwachsene ebenso.
Die Gründe für das Verschwinden der Gummibärlipflanze sind unklar. Vielleicht sind die Pflanzen an der jahrelangen Übernutzung zugrunde gegangen, vielleicht haben sie sich aber auch nur von den Wanderwegen zurückgezogen und wachsen in verborgenen Winkeln weiter, fern von den Augen erschöpfter Bergsteigerkinder.
Text und Bilder: Annemie Kastlmeier