Silberdistel
(Carlina acaulis)
Hoch hinaus kommt sie nicht, die Silberdistel mit ihren fast stängellosen weißen Blüten, dafür gehen ihre Wurzeln umso weiter in die Tiefe. Bis zu einem Meter kann ihre Pfahlwurzel in den Boden hineinreichen, über der Erde wird die Pflanze nicht höher als 40 cm. Die Silberdistel wächst auf mageren Kalkböden. Diese dürfen auch gerne beweidet sein, denn die Tiere mögen die stachligen Blätter nicht. Besonders wohl fühlt die Silberdistel sich auf sonnigen Almwiesen, wo sie bis in eine Höhe von 2800 m hinaufkommt.
Die Samen der Silberdistel sind von feinem Flaum umgeben. Wie Löwenzahnsamen werden sie vom Wind verbreitet, oft bleiben sie aber auch im Fell von Tieren hängen und werden so über teilweise weite Strecken transportiert. Und wenn doch noch einige Samen hartnäckig an der Blüte hängenbleiben, ist das auch kein Problem. Nach einer Weile löst sich der Blütenstand von der Pflanze ab und rollt davon, wobei auch die letzten Samen noch auf den Boden gelangen.
Silberdistel ist nicht der einzige Name, unter dem man diese Pflanze kennt. Sie wird auch Eberwurz genannt, weil sie früher oft als Heilmittel bei Schweinekrankheiten verwendet wurde. Es gibt Gerüchte, dass wilde Eber Silberdisteln fressen, wenn sie sich mit Bilsenkraut vergiftet haben. Auch Wetterdistel sagt man zur Silberdistel, denn man kann an ihr ablesen, wenn Regen bevorsteht. Bei hoher Luftfeuchtigkeit schließen sich nämlich die Blüten. Wer nicht auf Regenwetter warten will, kann die Blüte auch 5-10 mal anhauchen, dann schließt sie sich auch.
Der lateinische Name der Silberdistel ist Carlina. Früher hat man diesen Namen auf Karl den Großen zurückgeführt und darum sogar eine ganze Legende gestrickt. Karl dem Großen soll ein Engel im Traum erschienen sein, der ihm die Silberdistel als Mittel gegen die Pest empfohlen hat. Tatsächlich kommt der Name wahrscheinlich eher von dem Wort ´Cardelina´, was einfach ´distelförmig´ bedeutet. Trotzdem wurde die Silberdistel zusammen mit Baldrian lange Zeit gegen die Pest verwendet.
Zauberisch hat die Silberdistel auch einiges zu bieten. Richtig angewendet soll die Wurzel einem wahlweise die Kraft von neun Männern oder von einem Pferd verleihen. Auch auf die Manneskraft soll sie sich positiv auswirken. Aber halt, nicht gleich mit der Schaufel in der Hand losrennen! Die Silberdistel ist streng geschützt und darf in der freien Natur nicht gesammelt werden. Im Garten lässt sie sich zwar auch ziehen, aber sie braucht dafür den richtigen, nämlich kalkigen Boden.
Text und Bildauswahl: Annemarie Kastlmeier