Der Watzmann in drei Tagen

Die Ankündigung der besonderen Tour unter der Woche „Watzmann in 3 Tagen“ klang auch für weniger konditionsstarke, aber dennoch ambitionierte Bergwanderer sehr verlockend – machen viele andere die Watzmannüberscheitung meistens in zwei Tagen. Und dieser Watzmann, offensichtlich ein „must-have“ in jeder Bergsteigerbiografie, war tatsächlich auch für uns (Christel, Michaela, Ulrike, Anton, Stefan und Ulrich) zu schaffen!

Nach einer schlau ausgetüftelten Anreise mit den Öffis (immerhin mit dreimal Umsteigen in drei Zügen und einem Bus – und alle Anschlüsse haben geklappt!) und einer spontanen Planänderung wegen schlechter Wetterprognosen erreichten wir das Watzmannhaus über den Anstieg (1250hm) von der Wimbachbrücke über Stuben- und Mitterkaseralm exakt, bevor das Gewitter kam und der Regen niederprasselte.

Auf dem Watzmannhaus hat uns vieles beeindruckt: der freundliche und reibungslose Service bei einer Kapazität von 200 Übernachtungsgästen, das leckere, frisch gekochte Essen trotz Versorgung mit dem Heli (die Materialseilbahn ist seit August 2024 kaputt, auf das extra anzufertigende Seil wird noch gewartet!) und wie auf vielen anderen Hütten auch die extreme Wasserknappheit. Die Bitte: „Nutze das Wasser, als hättest du keines!“ auf Schildern neben allen Wasserhähnen, aus denen nur tropfenweise Wasser kam, hat uns sehr nachdenklich gemacht.

Am zweiten Tag erklommen wir das Hocheck und ein Teil der Gruppe auch die Mittelspitze bei einem heftigen Sturm, der die Wolkenfetzen um die ganze  Watzmann-Familie herumtrieb. Eigentlich ist dieser Watzmann bloß ein einziger riesiger Steinhaufen, der uns aber immer wieder beeindruckende Tief- und Rundumblicke auf die Berchtesgadener Bergwelt gewährte. Und höchst dramatische Sonnenuntergänge auf der Hüttenterrasse!

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Der Abstieg am dritten Tag über die Kührointalm und den Rinnkendl-Steig hatte es in sich: Da waren nicht nur 1350 hm im Abstieg zu bewältigen, die für unsere nicht mehr taufrischen Knie und Hüften an sich schon eine Herausforderung gewesen wären. Bei glühender Hitze kletterten wir über unzählige Felsstufen und Eisenklammern auf einem schwindelerregend schmalen Steig an vielen Drahtseilmetern immer an der Wand entlang Richtung St. Bartholomä hinunter – die Drahtseile waren so heiß, dass man sich Handschuhe gewünscht hätte. Die große Verheißung – der glitzernde Königssee – blitzte schließlich immer öfter zwischen den Bäumen durch. Mit einem ordentlichen Knieschnackler und gefühlten Brandblasen an den Händen stürzten wir uns in mehr oder weniger passender Badebekleidung in die türkisgrünen kühlen Fluten – unser Ah und Oh war weithin zu vernehmen!

Nach dem Zivilisationsschock in St. Bartholomä setzen wir mit dem Elektroboot über nach Schönau. Dort verdampfte eine wohlverdiente (Radler-)Maß im Biergarten wie im Nu und dermaßen gestärkt schafften wir nun die Rückreise mit den meist gut klimatisierten Bussen und Zügen der DB – auch wenn wir nochmal alle Kraftreserven mobilisieren mussten, um mit unseren schweren Rucksäcken zum nächsten Zug zu rennen, was das Zeug hält.

Am Ende waren wir uns alle einig: Der Ulrich muss einen herzlichen Dank und eine dicke Umarmung bekommen für die Planung, die spitzenmäßige Organisation und souveräne Durchführung dieser doch für uns alle herausfordernden Tour!  Danke Ulrich!

Ulrike Berberich

Fotos: Ulrike Berberich, Stefan Bode, Anton Bauer

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