Bergsteigen in Irland 2017

Stürmischer Wind, Nebel, Morast und immer wieder dieser Regen! Bergsteigen in Irland hat wenig mit dem uns bekannten Bergsteigen in den Alpen gemein. Die einsamen, großteils weglosen Berge im Südwesten der Insel, sind deshalb etwas Besonderes, wie eine achtköpfige Gruppe unserer Sektion im Juli diesen Jahres erfahren durfte.

(beim Aufstieg auf den Hungry Hill)

Bei der Landung in Cork schien die Sonne. Eigentlich schien jeden Tag die Sonne, wenn´s grade nicht geregnet hat. Aber wer entsprechend ausgerüstet ist und die Kapriolen des irischen Wetters mit Humor nehmen kann, der wird mit unvergesslichen Natureindrücken belohnt.


(das Team: v.l.n.r.: Holger, Georg, Anne, Sabine, Thomas, Katrin, Annemarie)

Eine unserer Touren führt uns ins Gearhameen Valley auf der Halbinsel Iveragh. Ein völlig abgeschiedenes Tal, das, glaubt man der Führerliteratur, erst vor etwa 25 Jahren an das Telefonnetz angeschlossen worden ist. Die erste knappe Stunde wandern wir auf dem Kerry-Way, einem schönen Weitwanderweg entlang malerischer Seen. Danach geht es zunächst auf einem sumpfigen Pfad zu einer verfallenen Hütte und ab da ohne sichtbaren Weg durch hüfthohes Farnkraut in ein verträumtes Hochtal mit einem Wasserfall. Über felsdurchsetztes Gelände erreichen wir einen markanten Grat, dem wir über Gras und Felsblöcke bis zum Gipfel des Stumpa Duloigh folgen.


(Rückblick auf das Gearhameen Valley)

(der Grat zum Stumpa Duloigh)
Die Berge in Irland sind nicht bewaldet, deshalb spüren wir auf dem Grat erst, wie stark der Wind hier oben weht. Natürlich regnet es auch während dieser Tour immer wieder. Aber der Wind vertreibt die Wolken sofort und bei Sonnenschein wirkt der Lough Duff, der „Schwarze See“, der den Talkessel tief unter dem Grat ausfüllt, noch geheimnisvoller. Nach dem 784 m hohen Gipfel verwandelt sich der schmale, stellenweise ausgesetzte Grat in einen breiten Rücken, der im steten Auf und Ab wieder in Richtung Ausgangspunkt führt. Vom Gipfel des Knocknabreeda geht es dann bei einsetzendem Starkregen steil bergab zurück zum Wasserfall.

Der höchste Berg Irlands, der 1040 m hohe Carrauntoohil, hüllt sich den ganzen Tag über in Wolken. Ein breiter Wirtschaftsweg führt uns am Gaddagh River entlang zu zwei Seen. Wir zweigen aber bald vom Weg ab und mogeln uns durch Blockgelände, Steilgras und kurze, unangenehme Kletterstellen (sog. scrambles) in zwei Felskessel (gully) und erreichen schließlich den Gipfel, den ein stattliches Gipfelkreuz ziert.

Am Gipfel treffen wir erstmals andere Bergsteiger, Iren, wie sich herausstellte. Wir werden, nachdem wir als Ausländer erkannt wurden, freundlich begrüßt, kommen ins Gespräch und fotografieren uns gegenseitig. Wegen des Windes und der Kälte steigen wir bald wieder ab, zunächst auf dem Normalweg bis zur Einmündng der „Devil´s Ladder“. Durch diese steile, erodierte und steinschlaggefährdete Rinne führt der Normalweg auf den Gipfel. Die „Devil´s ladder“ lassen wir buchstäblich links liegen. Wir wandern nochmals ein paar Höhenmeter nach oben und passieren den grasigen Gipfel des Cnoc na Toinne (845 m), an dessen Westflanke ein angenehmerer Serpentinenweg (The Zigzag) zu den Seen zurückführt. Beim Zurückgehen zum Auto kommt erstmals an diesem Tag die Sonne zum Vorschein. Bei Tee und Scoons im Teahouse von Cronin´s Yard sind 16 Augen in Richtung Gipfel gerichtet. Aber allen Hoffnungen und Wünschen zum Trotz bleibt der Gipfel für uns verborgen.


(im Aufstieg auf den Hungry Hill)

Die gesamte Bandbreite irischen Wetters erleben wir nochmals auf dem Weg zum Hungry Hill, einem 682 m hohen Berg auf der Halbinsel Beara. Aus der Ferne wirkt der Hungry Hill mit den immer wieder durch Gras unterbrochenen roten Sandsteinschichten wie eine riesige Lasagne. Wir steigen über die Südostflanke durch felsiges aber terrassiertes Gelände auf. Einen Weg gibt es zwar nicht, aber es geht einfach so nach oben. Den Vorgipfel mit seinem übergroßen Steinmann erreichen wir bei Sonnenschein. Um den Hauptgipfel zu erreichen, überqueren wir bei einsetzendem Regen eine sumpfige Wiese, skeptisch beäugt von einigen zerzausten Schafen. Bilde ich mir das bloß ein, oder schütteln einige mitleidig den Kopf. Und aus manchem „Bäääh“ glaube ich, ein „schön blöd, bei diesem Wetter“ herauszuhören. Der Abstieg führt uns weglos, dafür mit viel Sumpf über einen breiten
Rücken, mit schönen Blicken auf den Atlantik auf einen Wirtschaftsweg, von dem später der „Bearaway“, ein markierter Wanderweg zum Ausgangspunkt zurückführt.

 
(Strandspaziergang) (Wolkenspiele am Carrauntoohill)(wegloser Abstieg)

Soviel zu den Bergtouren. Natürlich haben wir auch versucht, etwas von dem Land zu erfahren, indem wir die herrlichen Gärten von Muckross House und das letzte größere Waldgebiet Irlands, die Glengarriff Woods besucht und erwandert haben, wenn eine Gärtnerin und eine Försterin in der Gruppe sind, dann liegt es auf der Hand. Die Fülle und Vielfalt der Pflanzenarten dort, ist dem milden Klima geschuldet. Manche Zierpflanze, die hier in Freising mühevoll gepflegt werden muss, wächst dort unkrautartig an den Straßenrändern.
Links: künstliche Natur im Mackross Park

Rechts: gemütlicher Tourenausklang mit lokaler Bierspezialität

Bei unseren abendlichen Ausflügen in die Stadt Kenmare haben wir die irische Kneipenkultur kennengelernt. Zielsicher haben wir gleich am ersten Abend den urigsten Pub angesteuert, der von da an unser Stammpub war und in dem wir einiges an Guinness, Cider und Wiskey zu uns genommen haben. Nicht zu viel natürlich, denn am nächsten Tag erwartete uns ja wieder eine neue, aufregende Bergtour.


(Ausblick auf´s Meer auf dem Kerryway)

Ausgangpunkte der Touren regelmäßig nur knapp über Meereshöhe liegen,
dann läppern sich schnell einige Höhenmeter zusammen. Wege und Wegmarkierungen, wie wir sie in den Alpen gewohnt sind, sind dort unbekannt. Wer Einsamkeit sucht, der findet sie dort. Wer genug hat von ausgelatschten Bergpfaden und wer sich an Landschaftsbildern und Farben nicht sattsehen kann, der ist in Irland richtig, vorausgesetzt, er ist auf die Wechselspiele des Wetters eingestellt.

Zugegeben, die irischen Berge sind im Vergleich zu den Alpen, nicht hoch. Steht man aber vor ihnen, brauchen sie den Vergleich mit ihren Vettern in den Alpen nicht zu scheuen. Wenn man zudem bedenkt, dass die Ausgangpunkte der Touren regelmäßig nur knapp über Meereshöhe liegen, dann läppern sich schnell einige Höhenmeter zusammen. Wege und Wegmarkierungen, wie wir sie in den Alpen gewohnt sind, sind dort unbekannt. Wer Einsamkeit sucht, der findet sie dort. Wer genug hat von ausgelatschten Bergpfaden und wer sich an Landschaftsbildern und Farben nicht sattsehen kann, der ist in Irland richtig, vorausgesetzt, er ist auf die Wechselspiele des Wetters eingestellt.
(der Fotograf)
Zugegeben, bei so einem Wetter wäre ich zu Hause wohl nicht zu einer Bergtour aufgebrochen. Ja, und Autofahren sollte man dort können. Der Linksverkehr wurde bislang aus gutem Grund nicht erwähnt. Dies wäre Stoff für einen eigenen Beitrag.

(Manfred Kastlmeier)


Zeigt her eure Füße  Irgendwo über der Irischen See     Sheap´s Head

   
(Freunbdlicher Hinweis)   (Bachüberquerung)          (Carrauntoohill)

 

Bericht als pdf-Datei: DAV_Bergsteigen_Irland

 

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