Auf dem Großglockner

Der Glockner, ein Berg, dessen Ruf selbstverständlich weit über die Gipfel der Hohen Tauern hinausreicht, hat mit seinen 3.798 Metern eine enorme Anziehungskraft für allerlei Bergsteiger und Bergsteigerinnen und Neugierige, die sich mit mehr oder weniger Unterstützung auf den Gipfel führen lassen. Dass dieser dann manchmal wie ein großer Ameisenhaufen aussieht, ist kein Wunder.

Aber irgendwie muss man den Anstieg auf Österreichs höchsten Berg ja doch mal auf sich nehmen. Nicht zuletzt, weil auch schon der Normalweg eine sehr abwechslungsreiche hochalpine Tour mit Steigen, Gletscher- und Felskontakt ist. Deswegen motivierte Jens uns – Markus, Martin und Arthur – dazu, das Wochenende zu nutzen, um den Großglockner zu besteigen. Weil die Anfahrt doch etwas länger ist, ging die Fahrt schon am Freitag los. Das erste Abenteuer war da die Übernachtung in einem sehr in die Jahre gekommenen Gasthaus im Tal. Weil aber zumindest das Abendessen groß genug war, konnten wir am Samstagmorgen gut erholt starten.

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Das Ziel des ersten Tages war die Erzherzog-Johann-Hütte, die kurz unter dem Gipfelanstieg auf über 3.400 Metern thront. Nein, eigentlich war das erste Ziel ein guter Kaffee, der uns schon nach den ersten 800 Höhenmetern in der Stüdlhütte erwartete. Bis dorthin konnten wir noch über malerische Steige hochgehen, schon bald nach der Pause hieß es dann aber ab ans Seil und in die Steigeisen. Den Weg über den Ködnitzkees brachten wir flott hinter uns und nach einigen Metern leichter Kletterei waren wir dann schon am frühen Nachmittag an der Adlersruhe angekommen und sehr zufrieden mit unserem flotten Aufstieg. Weil das Wetter aber nicht besonders gipfeltauglich war, entschieden wir uns gegen einen früheren Aufstieg, zumal der Bericht für Sonntagmorgen beste Bedingungen versprach. Deshalb schlugen wir den Nachmittag in der Hütte bei bester Bewirtschaftung tot, sogar mit einer Runde Mensch-ärgere-Dich-nicht. Nachdem das Frühstück um 5 Uhr losgehen sollte, war der Tag aber auch schon bald nach dem Essen zu Ende.

Dass man auf über 3.000 Metern unterwegs ist, teilt einem der Körper mit jedem Schritt mit. Schon die Treppe zur Toilette kann einen da außer Atem bringen. Leider musste Martin in der dünnen Luft mit Kopfschmerzen kämpfen und entschied sich nach einiger Beratung dazu, den Gipfel fürs nächste Mal aufzuheben und den sonnigen Morgen an der Hütte auf den Rest zu warten. Dass die wichtigste Eigenschaft von Bergsteigern und Bergsteigerinnen die Vernunft ist, wurde da wieder einmal klar. Wer sich traut, auch mal eine Tour abzubrechen oder umzuplanen, wird sicher in seinem Leben mehr Berge besteigen dürfen.

Zu dritt stiegen wir also nach einem sehr kurzen Frühstück in einem wunderschönen Sonnenaufgang das steile Glocknerleitl auf, zunächst im festen Firn, später im schroffen Gneis. Dass man auf dem Grat zwischen Klein- und Großglockner nicht allein unterwegs ist, ist sicher kein Geheimnis. Während einige die Kletterei am Seil gut meistern, haben andere hier auf über 3.600 Metern scheinbar ihren ersten Felskontakt, bei dem ihnen einer von zahlreichen Bergführern zum Glück behilflich ist. Mal schneller, mal etwas langsamer geht es dementsprechend auf den Gipfel, wo wir bei klarem Himmel mit bestem Blick über die Ostalpen belohnt werden. Nach einem ähnlich überfüllten Abstieg zur Hütte, begrüßt uns Martin, jetzt mit Sonnenbrille und deutlich mehr Farbe im Gesicht.

Um den Abstieg etwas abwechslungsreicher zu machen, entschieden wir uns, ein Stück weiter über den Grat zu klettern und erst später auf den Gletscher abzusteigen. Danach stiegen wir auf Steigen in bunt blühenden Bergwiesen herab, immer mit dem imposanten Glocknermassiv im Rücken und der Sonne im Nacken. Als kleine Belohnung gab es unten an der Lucknerhütte noch ein Kaltgetränk und eine Suppe, die – wie soll es auch anders sein – von einer kleinen Musikantengruppe mit „Dem Land Tirol die Treue“ authentisch untermalt wird. So waren auch die restlichen Meter zurück nicht mehr weit und schon bald waren wir auf der Rückfahrt in die Stadt der drei – deutlich niedrigeren – Berge.

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